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Afghanistan: Interview mit Aktivistin Malalai Dschoja

Sabour Rafousie | 16.11.2009 12:11 | Guantánamo | Anti-militarism | Repression | Terror War | Cambridge | Oxford

Ich erhebe meine Stimme: Interview mit der afghanischen Aktivistin Malalai Dschoja ... Die Demokratieaktivistin Malalai Dschoja (Joya)Anmerkung d. Übersetzerin: Malalai Dschoja oder Joya - ihr Nachname wird im Deutschen unterschiedlich übersetzt. Ihr aktuelles Buch (Biografie) erscheint unter dem Namen Malalai Joya: ‘Ich erhebe meine Stimme’. fürchtet sich - trotz Drohungen - nicht, die US-Besatzung und lokale Kriegsherren herauszufordern.

Aktivistin Malalai Dschoja
Aktivistin Malalai Dschoja


Zum Thema Afghanistan ist nun auch Malalai Dschoja bei uns, eine der führenden demokratischen Aktivistinnen dort. 2005 wurde sie ins Afghanische Parlament gewählt. Sie war die jüngste Person, die je in das Afghanisches Parlament gewählt wurde. 2007 wurde sie aus dem Parlament verbannt, nachdem sie die Warlords und deren Verbündete in der Regierung angegriffen hatte. Ihre Autobiografie ‘A Women Among Warlords: The Extraordinary Story of an Afghan Woman Who Dared to Speak Out’ (Deutsch: ‘Ich erhebe meine Stimme’, von Malalai Joya (Piper)) ist soeben erschienen. Ko-Autor ist Derrick O’Keefe.
Amy Goodman: Um mehr über Afghanistan zu erfahren, ist jetzt Malalai Dschoja in unserem Firehouse-Studio. Sie zählt zu den führenden Demokratieaktivisten. 2005 war sie die jüngste Person, die je ins Afghanische Parlament gewählt wurde (..)
Willkommen bei Democracy Now!, Malalai. Wenn in allen US-Medien davon die Rede ist, dass dies "der blutigste Monat des achtjährigen Krieges" sei, wissen Sie natürlich, dass von amerikanischen Soldaten die Rede ist, die in Afghanistan getötet wurden. Wie geht es Ihnen dabei? Wie erfahren Sie, wie viele Afghanen in diesen acht Jahren getötet wurden?
Malalai Dschoja: Nun, zuerst einmal, danke, für das Interview. Zu Beginn möchte ich - im Namen meines Volkes - den amerikanischen Müttern, die vor kurzem ihre Söhne in Afghanistan verloren haben, mein Beileid aussprechen. Das gilt für auch für die anderen der letzten acht Jahre und auch für die Mütter aus anderen Nato-Ländern. Denn in diesen acht Jahren haben die Regierungen jener Länder der Nato leider der das Blut ihrer Soldaten in Afghanistan vergeudet und das Geld ihrer Steuerzahler verschwendet - um jene Kriegsherren, Drogenbarone und Terroristen zu unterstützen, die wie eine Kopie der Taliban sind, ich meine, in mentaler Hinsicht. Nur die physische Situation hat sich nach dem 11. September geändert - und so kommen sie an die Macht.
In diesen acht Jahren wurden weniger als circa 2.000 Taliban getötet, aber mehr als 8.000 unschuldige Zivilisten. Aus diesem Grund glauben wir Tag für Tag: Dies ist kein Krieg gegen den Terror sondern ein Krieg gegen unschuldige Zivilisten. Denn sie begehen in Afghanistan sogar Massaker - wie jenes im Mai in der Provinz Fahra, bei dem mehr als 150 Zivilisten starben, das meiste davon Frauen und Kinder. Sie setzten sogar weißen Phosphor und Clusterbomben ein. Am 9. September wurden in der Provinz Kunduz 200 Zivilisten getötet, das meiste Frauen und Kinder. Mehr zum Thema Kriegsverbrechen in Afghanistan finden Sie auf der Webseite von Prof. Marc Herold. Er ist ein demokratischer Amerikaner.
Zumindest heute muss den Reportern klar sein, dass es in Kabul keine Sicherheit gibt, trotz der Anwesenheit tausender Soldaten in Afghanistan. Die Regierung hat keine Kontrolle. Überall in Afghanistan ist mein Volk wie in ein Sandwich eingeklemmt zwischen zwei mächtigen Feinden: Von oben bomben die Besatzungstruppen und töten unschuldige Zivilisten - wie gesagt, auch diese Soldaten sind Opfer der falschen Politik ihrer Regierung - am Boden benehmen sich die Taliban und die Warlords gemeinsam faschistisch gegenüber unserem Volk.
Amy Goodman: Sagen Sie uns etwas zu den neuesten Nachrichten, Malalai: Die New York Times hat heute veröffentlicht, dass der Präsidentenbruder Ahmed Wali Karsai seit fast acht Jahren auf der Gehaltsliste der CIA steht. Wer ist dieser Mann?
Malalai Dschoja: Wissen Sie, mein Volk nennt ihn den "kleinen Bush" - in der Provinz Kandahar. Sein Bruder ist (Präsident) Hamid Karsai. Aber er… es ist nicht das erste Mal, dass die New York Times über ihn schreibt. Vor kurzem schrieb ich, dass er ein berühmter Drogenhändler ist. Das gilt auch für viele andere in hohen Ämtern der Regierung Karsai, selbst für Minister. Sie stellen einander bloß (und sagen), dass Personen, die hohe Ämter in Karsais Regierung bekleidet haben, Drogenhändler seien. Die Regierung sagt: Hört mit dem Opiumanbau auf - während die Kommandeure des Gouverneurs eben dieser Provinz selbst Drogenhändler sind. In den letzten acht Jahren erhielt die afghanische Regierung $36 Milliarden. Sie selbst rapportieren darüber. Der Großteil dieses Geldes floss in die Taschen von Kriegsherren, Drogenbaronen (unverständlich), an Barone, an jene Geldgeber und Offiziellen. Zumindest dieses Beispiel sollte es heute deutlich zeigen. Selbst einige wichtige Medien schreiben manchmal (darüber) und stellen die Drogenbarone und Warlords in Afghanistan bloß. So nimmt beispielsweise der Bruder von Hamid Karsai Millionen von Dollars durch schmutzige Opiumgeschäfte ein.
Dabei war Folgendes das Hauptprojekt der CIA in Afghanistan: Unter dem Banner der Frauenrechte, der Menschenrechte und der Demokratie okkupierten sie mein Land. Sie setzten diese Leute - die von gleichem Blut und gleicher Gier wie die Taliban sind -, über mein Volk ein. Diese verwandelten mein Land in die Drogenzentrale. Selbst die UNO berichtet in einem aktuellen Report über die tiefe Tragödie Afghanistans und die verfehlte Politik der USA. Ich denke, Sie haben diesen Report auch - oh, mein Gott. Wie auch immer, wie gesagt, sie haben Afghanistan gerade eben zu einem Drogenzentrum gemacht. Sie bekamen Millionensummen, die geplündert wurden. Die Situation der Frauen verschlechtert sich. Die Sicherheitslage, die so entscheidend ist, verschlechtert sich für mein Volk mit jedem Tag, vor allem die der Frauen. Aus all diesen maßgeblichen Gründen sagen wir Tag für Tag: Dies ist die Karikatur einer Demokratie und die Karikatur eines Antiterrorkrieges.
Amy Goodman: Steht Ahmed Karsai in Verbindung mit Mullah Omar?
Malalai Dschoja: Wie bitte?
Amy Goodman: … mit Mullah Omar.
Malalai Dschoja: Wissen Sie, diese Kriegsherren, sie sind, wie ich eben gesagt habe, eines Blutes und sie sind alle gierig. Sie sind miteinander verbündet. Gerade verhandeln sie miteinander - sie sind zu Verhandlungen bereit. Während der Wahl bezeichnete selbst Karsai die Taliban als Dinosaurier-Brüder. Das gilt auch für Abdullah Abdullah, den Hauptkandidaten der Warlords bei dieser so genannten freien Wahl.
Amy Goodman: Der Mann, der in der Wahl gegen Karsai antritt?
Malalai Dschoja: Ja, genau. Sie beide. Sie haben Viele betrogen, und nun treten sie bei den Wahlen gegeneinander an, während mein Volk… Sie nutzen ihre Macht. Das Resultat dieser Wahlen wird sein: Man bekommt denselben Esel, nur mit einem neuen Sattel. Wie auch immer. Beide bezeichnen die Taliban - diese Terroristen - als Brüder. Beide sind bereit, mit Mullah Omar zu verhandeln, ihn einzuladen, einer Regierung beizutreten. Er ist ein Faschist. Sie beide (Karsai und Abdullah) sind Marionetten und beide sind fleißig in das dreckige Geschäft mit dem Opium verwickelt. Wenigstens kennt man sich nun besser mit ihnen aus. Zumindest das haben die letzten acht Jahre klar gemacht.
Amy Goodman: Ich möchte Sie etwas zu der bevorstehenden Stichwahl fragen, die am 7. November stattfinden soll. Anfang dieser Woche forderte einer der beiden Kandidaten, nämlich Abdullah Abdullah, die Entlassung von Azizullah Ludin. Er ist der Vorsitzende der Unabhängigen Wahlkommission. Ludin war früher ein Berater Karsais.
Abdullah Abdullah (eingeblendet): Entlassung, die sofortige Entlassung von Mr. Ludin aus der Wahlkommission. Er hat dieser Institution leider keine Glaubwürdigkeit gelassen, denn das afghanische Volk kann ihm selbst nicht mehr vertrauen - als Haupt einer unabhängigen Organisation.
Amy Goodman: Was sagen Sie dazu, Malalai Dschoya? Ich meine, hinsichtlich Abdullahs Forderung nach Ludins Entlassung aus der Wahlkommission?
Malalai Dschoja: Wissen Sie, diese Wahl ist nur ein tragisches Drama. Ich denke, es ist die korrupteste und auch lächerlichste Wahl der Welt. Eine Wahl im Schatten von Gewehren, Kriegsherrentum, Drogenbaronen, schrecklicher Korruption und Besatzungstruppen besitzt keinerlei Legitimität. Es gibt ein berühmtes Sprichwort, das sagt: Es kommt nicht darauf an, wer wählt, sondern wer auszählt. Noch bevor das Ergebnis bekannt war, diskutierte mein Volk auf den Straßen untereinander darüber, dass der Sieger wohl vom Weißen Haus ausgewählt werde. Nun erleben wir, dass eine Marionette durch eine andere ersetzbar ist. Zwei Marionetten kämpfen um die Macht. Sie steckten $250 Millionen in ihre Wahlkämpfe. Sie verschleudern das Geld, und sie wollen noch mehr verschleudern - noch mehr Geld in Afghanistan vergeuden.
Hinzu kommt, dass Millionen Menschen nicht wählen gingen, da ihnen klar ist, dass sie um ihr Wort betrogen werden - wie schon in der Vergangenheit. Auch ihre Wünsche spielen keine Rolle bei dieser Wahl. Wie gesagt, beide (Kandidaten) haben Gulbuddin Hekmatyar und Mullah Omar eingeladen, in eine Regierung einzusteigen - als Moderater. Und sowohl Karsai als auch Abdullah wollen mehr Besatzungstruppen für Afghanistan, die noch mehr Krieg und Konflikte bringen. Folglich haben beide viele Menschen betrogen, vor allem jedoch die Frauen meines Landes.
Um Abdullah Abdullah etwas besser kennenzulernen, sollte man wissen, dass er am Bürgerkrieg zwischen 1992 und 1996 beteiligt war - er und seine Brüder im Geiste, die verschiedenen anderen Warlords, die heute an der Macht sind, wie Dostum, Sayyaf, Rabbani, Qanooni, Ismail Khan, Mohaqiq, all diese Elemente mit ihrem schmutzigen Geist, denen Kriegsverbrechen zur Last gelegt werden. Karsai wählte zwei grausame Typen für das Vizepräsidentenamt aus - Qasim Fahim und Karim Khalili. Selbst Human Rights Watch sagte, Karsai beleidige (damit) das afghanische Volk. Totz aller nationaler und internationaler Kritik änderte er seine Meinung nicht. Ich sage, er betrügt mein Volk in noch größerem Ausmaß.
Amy Goodman: Sie sind eine sehr mutige Frau, Malalai Dschoja. Ich will jetzt auf einen Clip zu sprechen kommen, in dem Sie praktisch dasselbe schon einmal vor einigen Jahren gesagt haben. Der Dokumentarfilm ‘The Enemies of Happiness’ beginnt im Dezember 2003 - bei einer Zusammenkunft der Loya Dschirga, der damals neu gewählten verfassungsgebenden Versammlung Afghanistans. Damals trat eine bislang unbekannte 24jährige ans Mikrofon und hielt eine Rede, die international Schlagzeilen machte und ihr Leben in Gefahr brachte.
(Eingeblendet:)
Vorsitzender (übersetzt): Was sagen Sie?
Malalai Dschoja: (übersetzt): Wir Jungen können kein Wort einbringen. Ich würde gerne einige Worte sagen, Herr Vorsitzender.
Vorsitzender (übersetzt): Warten Sie eine Minute. Bleiben Sie auf Ihren Plätzen. Eine Schwester sagt (gerade), sie sei weit gereist. Sie besteht darauf, dass die Jungen genügend Redezeit bekommen sollen. Bitte, Sie haben drei Minuten.
Malalai Dschoja: (übersetzt): Mein Name ist Malalai Dschoya - aus der Provinz Farah. Mit Erlaubnis aller Anwesenden und mit Respekt gegenüber den getöteten Märtyrern, möchte ich sprechen. Ich möchte meine Landsleute in diesem Raum kritisieren. Warum gestatten Sie es Kriegsverbrechern, an dieser Loya Dschirga teilzunehmen? Kriegsherren, die verantwortlich sind für die Situation unseres Landes? Afghanistan ist das Zentrum nationaler und internationaler Konflikte. Sie unterdrücken die Frauen und haben das Land ruiniert. Man sollte sie verfolgen. Vielleicht wird ihnen das afghanische Volk vergeben - die Geschichte aber wird es nicht tun.
Vorsitzender (übersetzt:) Setzen Sie sich! Setzen Sie sich! Die Schwester hat die Linie dessen überschritten, was allgemein als Höflichkeit gilt. Sie wird aus dieser Versammlung verbannt und darf nicht zurückkehren. Werfen Sie sie raus! Wachen - werfen Sie sie raus! Sie hat es nicht verdient, hier zu sein.
Amy Goodman: Malalai Dschoja war aufgestanden - viele bezeichneten sie als "mutigste Frau Afghanistans". Heute ist Malalai Dschoya bei uns im Firehouse-Studio. Sie hat gerade ihre Autobiografie geschrieben: ‘A Woman Among Warlords’. Beschreiben Sie uns, was Sie damals, in dem Moment, dachten und wie gefährlich es für Sie war.
Malalai Dschoja: Ja, mein Volk war sich nicht sicher, dass ich bis heute überleben werde - ebensowenig dachten es meine Unterstützer überall auf der Welt. Aber der Grund, weshalb ich noch lebe, ist die starke Unterstützung, die ich durch das leidende, arme Volk meines Landes, das keine Stimme hat, erfahren habe. Vor zwei Jahren warfen mich die Warlords, Drogenbarone, diese Kriminellen, aus dem Parlament. Dies war ein reichlich illegaler und gegen die Redefreiheit gerichteter Akt.
Amy Goodman: Sie wurden also gewählt?
Malalai Dschoja: Ich wurde gewählt.
Amy Goodman: Wann?
Malalai Dschoja: 2005 - zum zweiten Mal. Die Menschen wählten mich (zur Abgeordneten), und ich wurde sehr berühmt in Afghanistan und rund um die Welt. Hätten sie mich nicht zugelassen - alle Wahlurnen waren ja in der Hand der Mafia - wäre ihr Betrug in der Welt und nicht nur meinem Volk offensichtlich geworden.
Einige wenige Demokraten im Parlament - einige und ich - erhoben zu Beginn unsere Stimmen, als dieses Amnestiegesetz gemacht wurde, in dem sich die Kriminellen selbst vergaben. (Wir erhoben unsere Stimmen) gegen das ekelerregende Gesetz, das Kriminellen Straffreiheit gibt. Sie machen mit ihrem Faschismus weiter, so gut sie können. Obwohl wir unsere Stimmen erhoben, hörte niemand darauf. Auch Karsai unterzeichnete das ekelhafte Gesetz. Einer der Gründe, weshalb sie mich aus dem Parlament warfen, war, weil ich nie Kompromisse mit ihnen einging - selbst nicht, als sie mich im Parlament schlugen, als sie drohten, mich im Parlament zu vergewaltigen und andere Drohungen dieser Art von sich gaben.
Amy Goodman: Sie drohten, Sie im Parlament zu vergewaltigen?
Malalai Dschoja: Ja, im Parlament. Sie können alle diese Drohungen auf meinen Webseiten nachlesen. Heute - nachdem sie mich aus dem Parlament geworfen haben -, ziehe ich von einem "Sicherheitshaus" zum nächsten, wenn ich in Kabul bin. Selbst mit einer Burka und einem Bodyguard ist es nicht sicher. In den dunklen Zeiten der Taliban, dieser Terroristen, war ich eine Aktivistin, eine Aktivistin im Untergrund. Mein Leben war damals riskant, aber heute, wo angeblich Demokratie herrscht und tausende Soldaten (im Land sind), ist mein Leben, verglichen mit damals, trotz Burka und Bodyguard, nicht sicher. Es gab viele Mordanschläge (gegen mich). Ich stehe vor Ihnen stellvertretend für die demokratischen, unschuldigen Menschen meines Landes, die keine Stimme haben. Es gibt viele andere wie mich, die nicht sicher sind. Sie sind heute Aktivisten im Untergrund.
Amy Goodman: Die große Debatte in den USA dreht sich um die Truppenverstärkung (Surge). Die Debatte geht keineswegs darum, wieviele Truppen Obama schicken wird - wie viele Soldaten mehr, oder ob er überhaupt mehr Soldaten schicken sollte. Es geht darum, wie groß die zusätzliche Masse sein wird. Das ist aus dieser Debatte geworden. Wie denken Sie darüber? Wie sollte es mit den US-Soldaten weitergehen?
Malalai Dschoja: Wie gesagt, diese Soldaten sind Opfer einer falschen Politik ihrer Regierung. Sie entsendet sie zu einem bösen Zweck: Krieg. Sie behaupten, der Krieg in Afghanistan sei ein guter Krieg, der Krieg im Irak ein böser Krieg. Doch Krieg ist Krieg. Ein Krieg kann unmöglich Demokratie, Menschenrechte oder Rechte für Frauen bringen. Leider gleicht Obamas Politik und Obamas Botschaft an mein Volk der Außenpolitik der Bush-Regierung reichlich. Er will eine Aufstockung der Truppen in Afghanistan, was weiteren Krieg und weitere Konflikte bringen wird.
Obama wird einen barbarischen Taliban als Gemäßigte dekorieren, um ihnen eine Chance zu geben, sich an der Macht zu beteiligen. (Er wird) diesen Terroristen sanfte Namen geben. Aber wir haben keine gemäßigten Taliban. Das Gleiche gilt für (den Kriegsherren) Gulbuddin Hekmatyar. Sie laden diesen Faschisten ein, sich an der Regierung zu beteiligen. Wenn dieser Terrorist an die Macht kommt, wird die Situation noch blutiger werden. Wäre Obama wirklich ehrlich zu meinem Volk, würde er sich zumindest bei ihm entschuldigen. Zu allererst würde er versuchen, den Kriminellen Bush vor Gericht zu bringen - vor den Internationalen Strafgerichtshof - und auch etliche Bushisten in meinem Land. In den vergangenen acht Jahren haben sie Afghanistan in einen sicheren Hafen für den Terrorismus und in ein Zentrum für Drogenhandel verwandelt.
Amy Goodman: Aber in unserem Land wird so oft das Argument gebracht, gerade die Frauen Afghanistans würden am meisten von der US-Besatzung und vom Krieg profitieren.
Malalai Dschoja: Sie wurden noch mehr betrogen. Im Gegenteil. So ziemlich das Gegenteil ist der Fall. In meinem Land ist die Wahrheit das erste Opfer. Sie betrügen die Wahrheit noch immer, vor allem in den Mainstream-Medien. Sie streuen den Leuten überall auf der Welt Sand in die Augen. Nach dem 11. September, als sie Afghanistan besetzten, sagten sie: Zum ersten Mal werden die Frauen keine Burka mehr tragen und frei sein. Es ist eine große Lüge. Ich trage die Burka - nur, um zu überleben. Ich meine, diese ekelerregende Burka ist das Symbol der Unterdrückung. Sie ist wie ein Leichentuch für einen lebendigen Leib. Die meisten Frauen tragen sie, um zu überleben. Die Fälle von Vergewaltigungen, von häuslicher Gewalt (unverständlich)… in die Gesichter von Mädchen, die Ermordung von Frauen nehmen rapide zu.
Amy Goodman: Fürchten Sie um Ihr Leben, wenn Sie heimreisen? Warum gehen Sie überhaupt zurück nach Afghanistan, Malalai?
Malalai Dschoja: Natürlich gehe ich, denn wir haben eine große Verantwortung. Die Verantwortung von demokratischen Männern und Frauen ist enorm, denn wir glauben: Keine Nation kann einer anderen Nation Freiheit geben. Wir sind bereit, unser Land aufzubauen, falls die USA und ihre Verbündeten uns ein wenig Luft lassen, um in Frieden zu atmen.
Heute stecken wir zwischen zwei mächtigen Feinden. (Selbst wenn) eine feindliche Besatzungsmacht abzieht, unterstützt ihre Regierung weiter die Warlords und jetzt auch noch die Taliban. Wenn sie aufhören würden, sie zu unterstützen, wäre es viel einfacher, gegen einen - anstatt gegen zwei - Feinde zu kämpfen.
Wenn Obama wirklich ehrlich zu meinem Volk wäre, würde er die demokratisch Gesinnten in meinem Land unterstützen. Wir haben viele davon. Aber er unterlässt es nicht nur, die demokratisch Gesinnten in meinem Land zu unterstützen, er fängt auch noch einen Krieg mit Pakistan an, in dem er die Grenzregion zu Pakistan zum Angriffsgebiet macht. Und was die Statistik über zivile Opfer angeht, diese unschuldigen Menschen, die getötet wurden, so denke ich, dass in der Obama-Zeit schon mehr getötet wurden als selbst unter dem Kriminellen Bush.
Amy Goodman: Velen Dank, dass Sie bei uns waren - Malalai Dschoja, eine führende Aktivistin für die Demokratie in Afghanistan. 2005 war sie die jüngste Person, die je in das Afghanische Parlament gewählt wurde. Ihre Memoiren sind soeben erschienen: ‘Women Among Warlords: The Extraordinary Story of an Afghan Woman Who Dared to Speak Out’. Dieses Buch wurde mit Unterstützung von Derrick O’Keefe verfasst.
(…)
Malalai Dschoja: Danke.

Malalai Dschoja ist die jüngste und freimütigste Parlamentarierin Afghanistans. Sie hat die Kriegsherren, die von den USA unterstützt werden und das afghanische Parlament beherrschen, offen angegriffen. Seitdem erhielt sie eine ununterbrochene Folge von Morddrohungen.
Von Malalai Dschoja, 28.10.2009 - Democracy Now! Veröffentlicht am 16. November 2009 ...  http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/006023.html

Quelle: ZNet Deutschland vom 01.11.2009. Originalartikel: "A Woman Among Warlords". Afghan Democracy Activist Malalai Joya Defies Threats to Challenge US Occupation and Local Warlords . Übersetzt von: Andrea Noll.

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Sabour Rafousie

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